Fußball-Floskeln

von einbecker

… oder auch Heribert-Faßbender-Memoriam-Phrasen. In Vorbereitung der WM oder aber des heutigen DFB-Pokal-Abends (kein ausschließendes »oder« an dieser Stelle). Und wir schaffen es, jeden Tag eine neue Top 5 zu veröffentlichen: Die Mediacontrol-Charts sind halt nichts gegen uns.

  • 5. »Er kommt aus den Tiefen des Raumes.«

    Auch wenn diese Phrase zu Zeiten des jungen Kaisers echt genial geklungen haben muss (und wir wissen, wie lange das her ist, wenn wir uns das senile Gebrabbel im ZDF angucken!) ‚Äì seit Lothar (praktischer Weltstar) Matthäus gibt es keinen Fußballer mehr, der sich den Ball am eigenen Sechzehner abholt, weil inzwischen selbst gegnerische Mittelfeldspieler verstehen, dass man da durchaus auch in einen Zweikampf gehen kann.

  • 4. »Das ist moderner Offensivfußball.«

    Da für die kompetenten Herren Fußballkommentatoren die Gleichung modern = Offensivfußball als allgemeingültig anerkannt ist, enthält obiger Satz eine Tautologie (aufgeklärt: ein Pleonasmus!) und sollte somit nicht ungefähr alle 5 Minuten benutzt werden, auch wenn er des öfteren ein »nicht« enthält.

  • 3. »Das reicht nicht.«

    … und alle anderen Rechenspiele, die viel zu häufig wiederholt werden. Auch nach Pisa und Bushbesuch halte ich es für möglich, dass die Fußballzuschauer 0:2 und 2:1 im Kopf zu einem imaginären Endergebnis addieren können, auch wenn sie dafür gegebenenfalls andere Begriffe finden.

  • 2. »Raumorientierte Manndeckung«

    …, »kontrollierte Offensive«, »ballabhängiges Zweikampfverhalten«, »im Grunde gute Einstellung« und »kämpferische Leistung« sind für Trainer durchaus dankbare Sprachhäppchen, um den Journalisten und gegnerischen Trainern nicht die eigene Taktik servieren zu müssen. Aber aus Journ… Kommen… Männerhälsen, die sich am Mikrofon verkrampft festhalten, sollte das alles bitte doch etwas seltener klingen. Stattdessen lieber mal eigene Fehler zugeben, auf Videoanalyse warten etc.: Ein »Ja, klares Abseits.« beim gleichzeitigen (noch klareren) Bildmaterial, das gleiche Höhe zeigt, ist einfach nicht glaubwürdig.

  • 1. »Das ist viel zu viel klein-klein hier.«

    Neben den beiden Wortverdoppelungen (Wikipedianutzer dürfen gerne nachschlagen) wird natürlich der Teil »klein-klein« beanstandet: Was bei der WM 1994 als passender Kommentar zum Aus von Deutschland durchaus zulässig war (Wir erinnern uns: Kopfballduell Letchkov gegen Häßler, geschätzte Höhe über der Grassnarbe: 1,6 Meter), wird heute (naja, wahrscheinlich seit Ende des ersten Weltkriegs) dazu benutzt, um gedankenloses Kurzpassspiel, blindes Geschiebe, ideenloses Zeitherunterspielen ‚Äì kurz: fehlende Kreativität auszudrücken. Und ebenjene könnte ja glatt auch am anderen Ende des Mikrofons vorherrschen…

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5 Kommentare

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  • Schuer am 04.03.2005  #1

    “Das Geheimnis des Fußballs ist ja der Ball”, “aber vom Willen her hat” Heribert Faßbender “schon gewollt”. Ich dachte übrigens bisher, du seist Tennis-Experte statt Fußball-Gucker?

  • einbecker am 07.03.2005  #2

    Nein. Einziger betrachtbarer Sport im TV ist (neben Tour de France und Olympischen Spielen) König Fußball. Tennis ist als aktiver sehr nett, aber zuschauen kann ich da nur, wenn es nen Mannschaftskollege ist. Erst recht im TV. So, jetzt muss ich aber wirklich nach Portugal (Prag war übrigens sehr nett, Berichte später).

  • Schuer am 07.03.2005  #3

    eben Prag, jetzt Portugal… du weißt, dass die kommende WM zu Hause stattfindet? ;-)

  • lena am 07.03.2005  #4

    Ich finde jeden Sport im Fernsehen eingeschlossen die Wok WM total bloede.
    Oft sind das dann auch die richtigen Leute, die sowas gucken:
    Ungelenkig, unsportlich, dick und mit Chips und Bier vorm Fernseher.

    Nein danke, so moechte ich nicht enden, da geh ich lieber selber raus. ;o)

    Ansonsten: Viel Spass in Portugal!

  • Götz am 10.03.2005  #5

    Naja, Wok WM würde ich auch nicht als Sport bezeichnen.
    Und Fußball kann man auch nur anschauen, wenn Deutschland im Finale steht ;)
    Formel 1 fand ich ab und an ganz nett, wobei ich mir spätestens in der letzten Saison auch das abgewöhnt habe…

    Und natürlich hat Lena recht, self machen ist eben immer am besten ;)

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