Lieb das Lied

von einbecker

Es gibt viele Gründe, den Musikmachern eine Besserung ihrer Lage zu wünschen (Musikmacher sind die mit Plektrum und Sticks, nicht die mit goldenem Füllfederhalter). Musik beschäftigt uns alle (also, zumindest viele) auf eine gewisse Art und Weise — sei es, die Platten zu sortieren (natürlich »band-autobiografisch«) oder die Charts zu kommentieren (»no comment«). Daher hier die wichtigsten Dinge, warum mir Musik etwas bedeutet:

  • 5. Musik ist Gesprächsstoff

    Wer auf einer Party schon mal wegen eines Mclusky-T-Shirts angesprochen wurde, weiß, was ich meine: Man kann Abende damit verbringen, sich über die Definition von Popmusik zu streiten, die neueren Oasis-Platten zu verteidigen oder einfach nur die älteren Tocotronic-Alben zu gröhlen.

  • 4. Durch Musik lernt man sich kennen

    Nein, ich meine gar nicht die örtliche Diskothek ihres Vertrauens, sondern vielmehr die Musiksammlung des Aktuellen Schwarms/Freundes/Bekannten. Sehr beliebt: Auf Partys den (unbekannten) Gastgeber nur anhand seines musikalischen Geschmacks zu kritisieren. Fehlkäufe und andere Peinlichkeiten gibts immer, aber wessen Musiksammlung aus zwei Dauer-CDs besteht (Bravo Hits 1-77 und Kuschel Rock 3-12) gehört ausgelacht. Und des öfteren finden sich dann doch Perlen in Schränken von Leuten, denen man am wenigsten ein dEUS-Album zugetraut hätte.

  • 3. Musik transportiert Emotionen

    Eine Top 5 gibt es ja zu jeder Situation. Zur Abizeit gehören Katrina & the Waves ins Programm, nach dem ersten Date wird zu Hause (alleine) »Strange Currencies« gehört. Ich bin ja persönlich kein Freund von »unser Lied« — aber man weiß schon, welche Kapelle einen wann begleitet, getröstet oder aufgeputscht hat.

  • 2. Musik bedeutet Hingabe

    Beispielhaft dafür zwei Situationen: Beide Male morgens, halb fünf in Deutschland. Zum einen: Paul Banks (Interpol) haucht sein »Rosemary« (Evil), während ich mir eine halbe Stunde Musik vor dem Einschlafen gönne und das Hier und das Jetzt genieße. Zum anderen: Die Tanzfläche einer Lokalität, die ihre besseren Tage schon hinter sich hat. Man will seit zwei (gefühlten sechs) Stunden gehen, aber die Freunde bleiben, weil sie die Musik mögen. Man selbst eher nicht. Und dann: »It’s The End Of The World As We Know It«, vier Minuten Extase und dann glücklich nach Hause.

  • 1. Das Leben ist voll von Musik

    Wer hat nicht schon einmal (gerne auch mehrfach) in Gesprächen unbewusst Zitate seiner Favoriten untergebracht? Oder sogar bewusst (und dann als einziger über den gemachten Scherz gelacht)? Sehr schön finde ich auch den Satz (aus »Absolute Giganten«) »Es sollte immer Musik geben. Und an der schönsten Stelle im Leben hat die Platte einen Sprung.«. Weshalb ich auch »Soundtrack of our Lives « als Bandnamen sehr genial finde. Und in gewisser Weise (wenn man sich Punkte fünf bis zwei betrachtet) gibt es diesen Soundtrack ja auch. Zum »motion picture called life«.

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10 Kommentare

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  • Schuer am 03.04.2005  #1

    Verdammt, immer wenn ich Texte wie diese lese denke ich, dass mir Musik zurzeit eher wenig bringt, woran sicherlich die Kombination aus minderwertigen mp3s, bösem DRM, dem Wert- und Werteverlust durch blöde Klingeltöne und natürlich “die Musikindustrie” ganz allgemein schuld ist, die Künstler dazu anhält, ihre Songperlen möglichst großflächig über mehrere Alben zu strecken, so dass ein einzelnes Album oftmals kaum qualitativ überzeugen kann, weil zu viele Gurkenlieder enthalten sind. Und natürlich die Tatsache, dass sich Bands innerhalb dieses Umfelds gar nicht mehr “entfalten” können, sondern eher Handwerker und Dienstleister als Künstler sind.

    Ich habe im Moment gar keine Band_historie_ vor mir, sondern eine Ansammlung von einzelnen Musikhäppchen, auf die ich in 20 Jahren wahrscheinlich ganz anders (~neutraler) zurückblicken werde, als manche Jahrgänge vor meiner Zeit, die einen echten Bezug zu ihrer damaligen Musik haben.

    Na ja, aber vielleicht sollte ich mich glücklich schätzen und alles kommt noch viel schlimmer? Schöner Artikel übrigens!

  • einbecker am 03.04.2005  #2

    Die Musik ist schon da draußen: Man muss sie nur finden. ;-) Das Problem ist: Sie ist versteckt, man muss sich einerseits mit ihr beschäftigen, sie suchen, sie diskutieren. Die Industrie darf man danach nicht unbedingt fragen, denn die liefert gerne den Einheitsbrei, so lange der funktioniert. Wobei ich glaube, dass es auch anders funktionieren kann, siehe beispielsweise Kettcar, die immerhin auf Platz fünf eingestiegen sind (Danke an die Tagesthemen!).

    Wie man als Konsument von der Industrie behandelt wird, ist natürlich unterste Schublade — man ist nicht mehr Kunde, sondern wird als potentieller Schädiger wahrgenommen. Auch da sieht man, das es anders geht, siehe Anti-Kopierschutz-Kampagnen von bestimmten Bands, Klingeltöne mit auf CD usw. Aber das Verständnis dafür ist leider nicht vorhanden.

    Was der Rückblick angeht: Ich glaube, dass die, die sich mit Musik beschäftigen, immer nur einen kleinen Teil ausmachen. Ich kenne mehr Beatles-Alben als meine Eltern, habe mehr ABC-Lieder als meine Brüder und höre mehr Clash als damalige Punks. Es gibt nur wenige, die sich so mit Musik identifizieren, und in 20 Jahren sieht man auf unsere Zeit zurück und sieht R.E.M., Oasis, Depeche Mode und die Beastie Boys. Und mit denen kann man sich dann ja auch identifizieren ;-)

    (Ich hab jetzt wahllos Bands rausgesucht, von denen ich schätze, dass sie für die 90er stehen werden. Bei den Black-Music-Sachen weiß ich nicht, in wie weit das überhaupt im Gedächnis bleibt, da dort die unterschiede (für mich?) doch sehr verschwimmen. Also: Die Musik wirds noch geben, aber reflektiv auf die 90er wird da nicht geguckt, denk ich.)

  • Schuer am 03.04.2005  #3

    Musik finden.., da hast du recht. Nur kommt’s mir gerade vor, als hätte ich keine großen Ambitionen, “meine” Musik zu finden. Im Gegensatz zu den kleinen Meisterwerken, die man hin und wieder unter den Filmen antrifft (”Lost in Translation” fällt mir als Spontanbeispiel ein), passiert es mir immer seltener, dass mich Musik in solcher Form begeistert. Aber ich will es gar nicht unbedingt den Musikern in die Schuhe schieben – im Sinne von: sie schaffen es nicht, mich zu begeistern -, sondern ich glaube, es ist vergleichbar mit einem Hobby, dessen Interesse ich verloren habe, weil zu viel anderes um mich herum ist. Hinzu kommen allenfalls mildernde Umstände in Form von blöden Jamba-Kücken, die MTV quasi im Alleingang zu Fall gebracht haben, und die auch mich nun indirekt davon abhalten, mich mit Musik beschäftigen zu wollen. Kettcar sorgt zurzeit als einziges Beispiel für Gegenwind, und ich bin sehr gespannt auf den Gig nächsten Mittwoch in der Columbiahalle :-)

    Hey, und deinen Rückblick kriege ich ähnlich auf die Reihe: ich war BAP-Fan über den gesamten Zeitraum, der wichtig erscheint (entspricht der Zeit, in der Klaus “Major” Heuser die Gitarren bediente. Als er ging, starb BAP), und ich habe Metallica bis zum bitteren Ende miterlebt. Ich gehörte zum Kurt Cobain-Zeitalter und konnte Pearl Jam nie ausstehen. Und daran werde ich mich sicherlich auch in 20 Jahren noch erinnern :-)

  • einbecker am 04.04.2005  #4

    Oh. Ich hatte ganz vergessen, dass ich schon Dienstag einen Termin habe. Und einen guten Film findet man vielleicht auch eher, weil das Medium (inzwischen?) für viele interessanter ist. Und ich würde mehr antworten, wenn ich zur ersten Vorlesung des neuen Semesters zu spät kommen wollte. ;-)

  • jan am 05.04.2005  #5

    Einbecker: Schoen. Einfach schoen geschrieben :~)

    Schuer, Du bekommst die Tage mal ein Mixtape, da wird das Suchen dann leichter *g*. Und findest Du wirklich, Jamba hat MTV ruiniert? Nicht Jackass und die Osbournes und nicht ..(was weiss ich was grade da fuern Schund laeuft, ich bin da nicht so aktuell, ich bekomme das nur immer aus dritter Hand mit)..? Mit Musikfernsehn hat das grad nich mehr so viel zu tun. Und ob in den (schon laenger zu langen) Werbebloecken nun Jamba oder BHW laufen, ist unterm Strich dann doch egal. Oder wuerdest Du Fast Forward nicht kucken, nur weil die Werbung zwischendurch doof ist (Wenn Du FF nie gekuckt hast, nimm eben $deinelieblingsSendung ;-) ? Die Kanaele fuer (jeweils) gute Musik sind nun halt Andere und wenn man will, kann man da auch hingehen, aber das TV anwerfen und auf den 6er im Sound-Lotto zu warten geht halt nicht mehr – no offense, of course.

    Einbecker: Echt, wirklich echt, sehr schoen ;~)

  • einbecker am 05.04.2005  #6

    Jamba war nur möglich, weil Musikfernsehen schon am röcheln war. Aber den Todesstoß haben die Gebrüder Samwer gegeben, wie ich finde. Und zum Thema Werbung: Ja, würde ich. Wenn die meinen, dass ich dieses Generve über mich ergehen lassen muss, um das zu sehen, was ich will, haben die sich geschnitten. Da zahle ich lieber Gebühren oder Premiere, um sowas nicht zu haben. Aber ich habe ja eigentlich gar keinen Fernseher ;-)

    Und zum Thema Fernsehen allgemein kommt eventuell die Tage noch ne Top 5 ;-)

  • Schuer am 06.04.2005  #7

    Jan, in meinen Augen haben Klingeltöne und ihr gesamtes Umfeld – das Produzieren von Songs im Hinblick auf Klingeltontauglichkeit, der gesamte Hype und Kommerz rund ums Handy – die Musiksender getötet, ja. »Tweety killed the video stars« *summ*.. Der Nervfaktor war einfach zu hoch, und die besondere Identifikation, die man zu einem Musiksender aufbaut, weil er wie der Lieblings-DJ im Club nebenan funktioniert, geht ganz einfach flöten, wenn man den Eindruck bekommt, das Programm bestehe nur noch aus dummen Krokodilen und blöden Küken. Es war ganz einfach die eigene Dummheit der Musiksender, und dafür müssen sie bitte ganz stark büßen. So lange, bis sich mal wieder jemand darauf beruft, echte Musik zu machen.

    Ich habe ja inzwischen einen beinahe abartigen Hass gegenüber Klingeltönen und allen Dummbatzen, die sie benutzen – egal ob von Jamba oder selbst gebaut. Immer dann, wenn ich den bekannten Nokia-Standardton höre, wird es mir ganz warm ums Herz :-)

    Und in Sachen Osbournes und Jackass: keine Ahnung. Habe ich nie geguckt und kann ich nicht beurteilen.

    Hui, bin übrigens sehr gespannt auf das Mixtape!

  • burnston am 19.04.2005  #8

    bei rems “it’s the end of the world..” würde ich nach gefühlten zwei sekunden nach hause gehen. ja, so entstehen diskussionen über musik.

  • einbecker am 19.04.2005  #9

    So lange Du bei Dir über Weezer schreibst, ist Dir das verziehen ;-)

    Oder war das jetzt so gemeint, dass das Lied leider zu schnell vergeht? Whatever, willkommen hier. Ach ja, aber nicht zu viel über Hot Hot Heat meckern…

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