Shake the tape

von einbecker

Mercedes macht es, Blogger machen es, ja selbst NEON-Leser sind dabei: Keine Lebenssituation, zu der es nicht das passende Mixtape gibt. Hier die fünf goldene Regeln für das Mixen von Tapes:

  • 5. Der Anfang

    Große Alben der Musikgeschichte beginnen gleich mit einem Hammer: Nevermind, Sgt. Peppers, Franz Ferdinand und London Calling sind einige Beispiele dafür. Und das sollte bei unserem Tape auch so sein, denn der Einstieg ist verdammt wichtig, egal, ob es um ein Urlaubs-, Verliebt- oder Verschenkt-Tape geht. Ganz gewiefte fangen hier mit »Nimm mein Mixtape, Babe« von Olli Schulz an, da sind die Lacher Lächler gleich auf unserer Seite.

  • 4. Ausgewogenheit

    Wer als genauer Beobachter in der Indiedisko die Augen auf die Tanzfläche richtet, weiß was ich meine: Man kann die Tanzfläche auch mit zu guter, schneller und fetziger Musik leerspielen. Wenn die Hit- und Tanzbarkeitsdiche zu hoch wird, extasiert sich die Menge schon innerhalb einer Stunde dermaßen, dass danach die Luft (buchstäblich) draußen ist. Deshalb: Die Formschönheit der Sinuswelle beachten und die Geschwindigkeit, Genres und Tonarten sanft abwechseln lassen.

  • 3. Die Bands

    Vertraute Überraschung ist der gewünschte Effekt: Während der Sommerhit des letzten Jahres, der noch dazu von einer sofort wieder verschwundenen Band stammt, gehört wahrlich nicht auf ein Mixtape (außer das Motto lautet »One-Hit-Wonders«; siehe unten). Sucht Unbekanntes von bekannten oder gutes von unbekannten Künstlern, und wir sind auf dem richtigen Weg.

  • 2. Das Ende

    Der Kreis muss sich schließen, um eine Runde Sache zu sein. (Falls ich mal für SpOn schreibe, merke ich mir diesen Satz) Fast noch wichtiger als der Anfang ist das Ende, denn danach kommt nichts mehr, was einen irgendwie umstimmen kann. Es brennt sich in die Erinnerung des Hörers, als quasi letzte Nachricht, die der Verfasser ihm mitteilen wollte. Schön ist es, wenn man das Thema (siehe #1) aufnehmen und zugleich beenden kann.

  • 1. Ein Thema

    Anfänger packen 90 Minuten Lieblingslieder auf das Magnetband – sicher schön, aber auch bald erschöpfend. Eine Ordnung will her, unter der sich die Musik zu einer Einheit fügt — denn schließlich reißen wir sie aus ihrer eigentlichen heraus. Also beziehen wir die Nummern fünf bis zwei mit ein, suchen ein passendes Oberthema, in dem die Musik gleitet, sich sanft fügt und nicht gepresst wird. Ein solches Thema kann (und wird immer wieder) die Liebe sein, ein besonderer Abend, eine Leidenschaft für Trashmetal oder den Sommer von 2001. Ganz egal, so lange das Tape rollt.

Und in der Fortsetzung erzähle ich dann von den zwei Seiten der Medaille, warum Mixtapes weiter Mixtapes heißen und warum Dolby ein Geschenk der Götter ist.

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4 Kommentare

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  • Schür am 18.11.2005  #1

    #5: Ich dachte bisher immer, der zweite Track einer jeden Platte muss knallen, weil der erste noch eine Art “Ruhe vor dem Sturm” ist. Am besten ist’s wahrscheinlich, wenn die ersten beiden Songs überzeugen.

    Zu allen anderen Punkten, vor allem dem wichtigen #2, ein nachhaltiges “yeah!”.

  • einbecker am 18.11.2005  #2

    Ja, es gibt beide Ansätze, denke ich. Die Opener für “3‚Ä≥, die ich gesammelt habe, sind ja auch eher von Deiner Sorte, aber ich denke, der Anfang insgesamt sollte schon krachen. Ob das nun ein oder zwei Lieder sind, ist mir dann auch egal ;-)

  • Hr. Niemeyer am 18.11.2005  #3

    Mir fällt es oft schwer, den Anfang krachen zu lassen und erst am Ende den Höhepunkt zu bringen, weil der ja gerne auch kracht.

    Im Zeitalter der wiederholten oder gar Playlist-Wiedergabe sollte man auch bedenken, dass das letzte und erste Stück hintereinander passen. Nicht, dass der Wechsel zu abrupt ist, wenn die Scheibe mehrfach durchläuft.

    Und nicht vergessen: Regeln auch mal bewusst ignorieren, ist ein guter Sterilitätsverhinderer.

  • Kalle am 10.02.2006  #4

    Grüßt euch, eine Sache habt ihr meiner Meinung nach vergessen!

    Um das ganze noch etwas zu verfeinern, lege ich persönlich wert darauf, mit dem Tape eine gewisse geschichte zu erzählen (bsp. “Quadrophenia” von The Who). Bin sehr froh sowas im Net gefunden zu haben, wo ich grade wieder dran bin ein Tape für eine Bekannte zu machen… leider hab ich immernoch das Gefühl es nicht drauf zu haben, obwohl ich High Fidelity gelesen habe :)

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