Verhalten im Coffee House, Teil 2

von Schuer

Sollten Sie nach der Bestellung eines Getränks neuerdings* nach ihrem Namen gefragt werden, reagieren Sie nicht mit einem »Warum?«; selbst wenn das der Punkt 1 dieser nachfolgenden Liste sein wird. Hier kommt die Antwort und mit fünf möglichen Reaktionen auf »Verraten Sie mir Ihren Namen? / May I get your name?« der zweite Teil des Artikels über richtiges Verhalten im Coffee House:

* die große Kaffeekette aus der Gegend von Pearl Jam und Nirvana hat damit angefangen. Alle anderen ziehen auf Dauer nach. Bestimmt.

  • 5. »Nope.«

    Es ist Ihr gutes Recht, die Aussage zu verweigern. »Wir sind hier in Deutschland«, und da darf es durchaus als indiskret gelten, fremde Menschen nach ihrem Namen zu fragen. In anderen Ländern ist man meist kommunikativer, aber wen interessieren schon Ländervergleiche. Kein Name, schließlich geht’s hier nur um Kaffee. »Warum wollen Sie den überhaupt wis..?«. Dazu kommen wir später.

  • 4. »Müller-Lüdenscheidt« oder »Kunze«

    Damit wäre der Punkt erledigt. Jedoch bleibt ein fader Beigeschmack in der Luft hängen, denn es war nicht unbedingt ihr Nachname, der erfragt werden wollte. Das wäre nun wirklich indiskret. Jeder sollte das Recht auf einen Kaffee haben, ohne sich offenbaren, ausziehen oder vortanzen zu müssen. Aus praktischer Sicht sind Nachnamen außerdem unangebracht, weil sie im Gegensatz zu verbreiteten Vornamen oft buchstabiert werden müssen, um verstanden zu werden. Und Müller-Lüdenscheidt würde wahrscheinlich nichtmal auf den Becher passen, aber auch dazu kommen wir später.

  • 3. (beliebiger Phantasiename)

    Namen sind Schall und Rauch, sagt man. Wenn wir an dieser Stelle mal davon ausgehen, dass sie im Coffee House nur die Absicht haben, das Getränk richtig zuzuordnen, trifft der Spruch sogar zu. Denn dann kann sich der Gast Frank als »Bob der Baumeister« ausgeben und später unter gleichem Namen sein Getränk entgegennehmen, ohne dass sein wirklicher Name bekannt würde. Aber nein, darum geht’s gar nicht. Zwar ist die richtige Zuordnung der Getränke ein schöner Nebeneffekt, aber es steckt viel mehr dahinter. Der Gast selbst nämlich, und dazu kommen wir nun endlich später.

  • 2. »Tim« oder »Kati« (statt »Timotheus-Balthasar« und »Katharina die Große«)

    Lange Namen sind eine Qual. Im ersten Moment für denjenigen, der sie auf den Becher kritzeln muss, im zweiten Moment jedoch für Sie selbst und die Schlange hinter Ihnen, die durch die Verzögerung ausgebremst wird. Um diese Situation zu entschärfen, können Sie gerne Ihren Rufnamen oder die Kurzform Ihres Vornamens angeben, wenn Ihnen danach ist. Steffi, Pat, Sam, Rita, Bo.. – wofür steht Bo? – schreiben sich beinahe von selbst auf den Becher und lockern die Beziehung zwischen Ihnen und den Baristas hinter der Theke geschickt auf. Falls Sie übrigens einen schönen und langen Namen haben, wie z.B. Prinzessin Scheherazade neulich bei der Bestellung eines Caff?® Latte, spricht nichts dagegen, die Schlange warten zu lassen. Dagegen spricht generell nichts, und jetzt kommen wir endlich auch zum Grund dieses Verfahrens:

  • 1. »Wofür brauchen Sie den?« (irritiert)

    Die Frage fällt häufig und ist berechtigt. Schließlich geht es um Privatsphäre, Sympathie und Kaffee. Diejenigen von uns, die in dieser Situation von einem Barista des anderen Geschlechts bedient werden, oder einen Hang zum eigenen haben und gleichgeschlechtlich bedient werden, deuten das hoffentlich freundliche Lächeln eventuell als Interesse an der eigenen Person. Als Running Gag hat sich schon die Gegenfrage »Wollen Sie auch noch meine Telefonnummer?« etabliert. Nein, die will hier niemand, auch wenn Punkt 2, die Sympathie, auf Anhieb zutreffen sollte. Es geht um 3, Kaffee, und den möchte man Ihnen hoffentlich immer noch lächelnd gerne persönlich überreichen, indem man Sie dabei mit Ihrem Namen anspricht. Eine schöne Geste, die Sie sicherlich zu schätzen wissen.

Im nächsten Teil der Coffee House-Serie beantworten wir die Frage, warum Sie neuerdings direkt beim Betreten des Ladens schon an der Tür nach Ihren Wünschen gefragt werden.

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5 Kommentare

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  • jan am 19.11.2005  #1

    Vorzueglich Herr Schuer,
    da wissen wir ja jetzt bescheid :-)

    Jan
    –

  • Götz am 19.11.2005  #2

    Hey Schür, das hättest Du mal früher schreiben sollen. Jetzt habe ich mich schon irgendwann gegen Ende es Sommers darüber gewundert und war irritiert – auch wenn ich mir nicht selbst etwas bestellt sondern nur ungläubig auf die Becher der anderen geschaut habe.

  • Jeena Paradies am 05.12.2006  #3

    Schuer, “Bo” ist keine Abkürzung sondern ein ganz normaler Name http://de.wikipedia.org/wiki/Bo_%28Vorname%29

  • einbecker (Team) am 06.12.2006  #4

    Kuckt sich Jeena grade unser Archiv an? ;-)

  • nur ich am 06.04.2009  #5

    Das macht nicht nur Jeena manchmal. Und andere sind noch viiiiiiel später …

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